St. Andrea nach Sukosan – wir hatten die Pest an Bord

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Die Zeit schien begrenzt, wir hatten nur eine Woche Zeit für die Überführung von Sant Andrea in Italien, das ist die Marina in der wir einen Landliegeplatz für die Wintermonate haben, nach Sukosan in Kroatien. Wir probierten etwas Neues aus und fuhren mit dem Zug von Türkheim Bahnhof nach München und stiegen dort in den Nachtzug, der uns ausgeruht bis nach Udine in Italien brachte. Von hier noch zweimal umsteigen und wir waren am Boot.

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Es begann schon damit, dass unser viertes Crew Mitglied, mein Bruder Norbert sich um einen Tag verspätete und wir ihn erst in Umag aufpicken konnten. Prima, am dritten Tag waren wir komplett und so konnten wir uns auf dem Weg nach Sukosan machen.

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Froh endlich angekommen zu sein

Als nächsten Halt hatten wir uns die Marina Veruda angedacht. Wir liefen frühmorgens aus setzten bald Segel und konnten mit einem halben Wind und drei bis fünf Knoten Fahrt richtig schön segeln.


Gegen 17 Uhr liefen wir in der kleinen Marina Luka Bunarina, gegenüber der Marina Veruda ein, machten fest und richteten uns stadtfein her, es sollte heute Abend zum Bonaca Restaurant & Lounge Bar gehen, einem Restaurant neben dem Leuchtturm den wir bei der Einfahrt schon gesehen hatten. Ein Restaurant sehr zum Empfehlen, gehobene Klasse. Der Spaziergang dorthin machte den Hunger auf leckeren Fisch und Fleisch noch größer.


Verduela, südlich von Pula liegt die Marina Bunarina

Am nächsten Tag sollte es nach Ilovik gehen, wir brachen also früh auf, denn es galt den Kanal zu überqueren. Wir fuhren gerade am Leuchtturm vorbei, Gertrud war am Ruder und ich sagte zu ihr, wieso sie dann das Gas wegnahm. Hier begann es mir dann mulmig zu werden wir hatten auflandigem Wind und waren 20 bis 30 m vom Ufer entfernt, ich hatte noch nicht ausgesprochen wieso Gertrud das Gas weggenommen hatte, war der Motor auch schon aus, im gleichen Augenblick begriff ich, wir hatten eine Notsituation, die wir bewältigen müssen. Sofort setzte ich die Genua um den auflandigen Wind, der uns in kürzester Zeit auf die Klippen zu treiben drohte zu nutzen, um vom Land einen Sicherheitsabstand zu erreichen. Die Aufgaben wurden neu verteilt Gertrud am Ruder, Sabine setzte sich auf die Seite und unterstützte Gertrud während Norbert und ich uns um unser Problem kümmerten.


Wir öffneten alle Luken, um an jedes Teil des Motors heranzukommen. Der Seegang wurde mittlerweile auch immer höher was die Reparatur des Motors nicht einfacher machte.  Wir stellten fest, dass der Motor keinen Kraftstoff mehr bekam, die Filter waren verdreckt und die Dieselleitung war zu. 

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Durch den anhaltenden Dieselgestank und die Schaukelei wurde Norbert übel und er verbrachte die restliche Zeit auf der Toilette.


Ich selbst machte das noch eine halbe Stunde mit, dann teilte ich meiner Crew mit, „ich mag nicht mehr wir drehen um und holen uns Hilfe bevor ich auch noch ausfalle“. Wir drehten also um und hielten Kurs auf Verduela. Bis dahin telefonierte ich mit der Marina die uns einen Abschleppdienst zur Hilfe sendeten. Der machte dann längsseits bei uns fest und buxierte uns in eine Box.


Eine Stunde später war der Mechaniker da, der den Umstand sofort erkannte, dass wir uns die Dieselpest eingefangen hatten. Die Dieselpest hat nichts mit der umgänglichen Pest zu tun, sondern sie wird von Mikroorganismen, die sich im Kondenswasser des Tanks bilden verursacht. Mit diesem verdreckten Diesel, der jeden Filter verschließt, war kein Weiterkommen mehr möglich. Es galt also den Diesel zu reinigen. 

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Kurzerhand holte Mario, der Mechaniker eine Reinigungspumpe, mit der er den Diesel reinigen wollte, es blieb bei wollte, die Pumpe war kaputt und Ersatz gab es nicht. So blieb uns nur die Möglichkeit ein Hand-Loch in den Tank ein zubauen. Die Vorgehensweise war dann folgende, man saugt den ganzen Diesel in Kanistern ab, dieser kommt zur Entsorgung, der ist, nicht mehr verwendbar, in den Tank wurde ein 20 x 40 cm großes Loch gesägt, um ihn komplett reinigen zu können.


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Ein Hand-Loch also mit verschließbarem Deckel, wenn also wieder sowas passiert können wir das selbst reparieren. Die Reparatur sollte zweieinhalb Tage dauern danach waren wir wieder flott und es sollte weitergehen.


Die Wartezeit nutzte ich, um mich einmal den Mast hochziehen zu lassen, ich zog also den Bootsmann Stuhl an, Norbert dem es mittlerweile wieder besser ging setzte sich zum Kurbeln und Sichern an die Winsch.

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Langsam gings nach oben in luftige Höhen, auf halber Höhe wechselte ich kurzerhand die Birne der Arbeitsleuchte. Am Masttopp wollte ich sehen wieso das Fockfall so schwer ging.

Als mein Bruder von einer schweren Krankheit seiner Tochter erfuhr, zögerte er keine Sekunde und machte sich auf den Heimweg. Wir waren wieder zu dritt und wollten am nächsten Tag weiter in Ilovik, ein kleines Dorf mit kleinem Anleger und einem großen Bojenfeld an dem wir festmachten.


Frühmorgens kam das Bäckersboot und brachte uns frisches Brot, Käse und einen Apfelstrudel, der sich Sie schreibt.

Illovic an der Boje. Ein Traum.

Das Ziel für diesen Tag, Molat, nicht nur wegen dem kleinen ruhigen Hafen, sondern weil hier auch ein absolut gutes Restaurant ist. Konoba VRTLAC, hier gibt es keine Karte, der Wirt frägt dich, ob du Fisch oder Fleisch möchtest, und dann zaubert er dir etwas, wovon du noch Tage davon erzählen kannst.

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In dieser Nacht zog eine Gewitterfront über uns hinweg, diese brachte ein paar Stunden Regen. Frühmorgens war alles vorbei und wir konnten los, auf nach Sukosan, denn am Nachmittag ging unser Flieger zurück nach München.


Eine erlebnisreiche Woche die ich nicht eintauschen möchte. Ein Sprichwort sagt „nach dem Turn ist vor dem Turn“, wir sind nämlich schon wieder voll Vorfreude und am zusammenräumen für den diesjährigen langen Segelurlaub.


Unser Steckbrief

Gertrud und Jürgen Strüwing, beide aus den 68-ern. Wir sind reisebegeistert und Abenteurer, zu Wasser und in der Luft. Ich selbst habe den SKS Schein, den PPL-C Segelflug und Motorseglerschein, ich bin schon seit meiner frühesten Jugend auf dem Meer und davon die letzten 20 Jahre als Charterer unterwegs. Seit 10  Jahren schauen wir uns die Welt mit dem Flieger von oben an. Hier auf meiner Seite bin ich als Autor verantwortlich.

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